Offene Arbeit
Offene Arbeit…
…braucht offene Herzen, offene Ohren und offene Augen.
…braucht ein offenes Spiel und offene Möglichkeiten.
…braucht offene Räume und Türen & große und kleine Menschen, die sie leben.
In unserer Einrichtung arbeiten wir nach dem Konzept der „offenen Arbeit“. Der Begriff des offenen Kindergartens wird in vielfältigen Bedeutungen deutlich. Zum einen beschreibt diese Offenheit die Inklusion aller Menschen – niemand wird ausgegrenzt und alle gehören dazu. Das Offene bezieht sich dabei ebenso auf die Haltung und Einstellung der Erwachsenen im pädagogischen Umgang mit den Kindern. Somit nimmt die offene Arbeit die Autonomie und Selbstorganisation der Kinder in Lern-, Entwicklungs-, und Bildungsprozessen in den Fokus und sieht die Kinder als eigene Akteure ihrer Entwicklung. Ebenfalls beschreibt die Offenheit eine offene Haltung gegenüber Neuem.
Ausgestaltung der offenen Arbeit im Ev. Martin Luther Familienzentrum

In dem Ev. Martin Luther Familienzentrum wird nach den Grundsätzen der „Offenen Kindergartenpädagogik“ gearbeitet. Es gibt augenscheinlich keine Gruppen in der Einrichtung.
Im Haus der Kinder wird das Kind von seinem Wesen her als grundsätzlich aktiv, neugierig und interessiert angesehen. Es braucht daher nicht unentwegt von den Erziehern*innen stimuliert, motiviert und angespornt zu werden. „Offene Arbeit“ ist getragen von einer inneren offenen Haltung in Bezug auf das Zusammenleben und die Beziehung von Kindern und Erwachsenen. Sie bedeutet, offen zu sein für neue Blickwinkel und Perspektiven, für offen gestaltete Prozesse mit offenem Ausgang, für verschiedene mögliche Entwicklungswege, für neue Ideen und Lösungen und für sensibles Wahrnehmen von Signalen und Impulsen von Kindern.
Alle Räume stehen den Kindern im Haus zur Verfügung. Selbstbestimmung und Partizipation von Kindern prägen den Kita-Alltag, in dem sowohl die Individualität des Kindes als auch das Erleben von Gemeinschaft erfahrbar werden.
Die pädagogischen Fachkräfte vertrauen auf die Entwicklungspotentiale der Kinder. Sie finden sich dabei in der Rolle als Begleiter, Lernpartner, Zuhörer, Unterstützer, Berater, Resonanzgeber und Coach wieder.
Bei uns im Familienzentrum rücken die Selbstbildungsprozesse der Kinder in den Mittelpunkt. Daher wird den Kindern ein hohes Maß an Eigenständigkeit und Entscheidungsfreiheit ermöglicht.
Die pädagogischen Fachkräfte greifen die aktuellen Themen der Kinder auf. Eine gute Beobachtung, eine klare Gesprächsführung mit Kindern und eine immerwährende Reflexion der pädagogischen Arbeit werden dafür vorausgesetzt. Die Beziehungsarbeit, in der Achtsamkeit und Wertschätzung gelebt wird, wird somit zum Grundprinzip einer kindzentrierten Pädagogik in dem Ev. Martin Luther Familienzentrum. Das kindliche Spiel steht im Mittelpunkt. Das Konzept der offenen Kindergartenpädagogik ist von Partizipation der Kinder geprägt.
Unter Partizipation lässt sich ein aktiver Teilhabeprozess am gesellschaftlichen Leben verstehen. Die Kinder in unserem Familienzentrum sollen die Möglichkeit bekommen, über ihre eigenen Bedürfnisse, Wahrnehmungen und Gefühle zu bestimmen. Dieser Prozess ist Aneignungs- und Bildungsprozess zugleich.
Es ist uns wichtig, dass alle Kinder die gleichen Möglichkeiten zur Teilhabe an diesen Bildungsprozessen bekommen.
Den Kindern sollen Entscheidungsfreiräume zur Verfügung stehen, sodass sie lernen, Verantwortung für sich selbst und die Gemeinschaft zu übernehmen.
Partizipation bedeutet mehr als die bloße Teilhabe von Kindern. Partizipation bedeutet mitgestalten, mitwirken und mitbestimmen zu können.
Die Räume und Materialien, die wir den Kindern zur Verfügung stellen nehmen großen Einfluss auf ihre Bildungsprozesse ein. Daher sind die Räume und Materialien darauf ausgelegt, allen Kindern unabhängig von Geschlecht, Alter oder Herkunft, von Religionszugehörigkeit oder Bildung, von eventuellen Behinderungen oder anderen Merkmalen, verschiedene Themen zu bieten und ihre kindlichen Tätigkeiten herauszufordern.
Es werden die elementaren Bedürfnisse der Kinder nach Begegnung, Bewegung und Ruhe, Spiel und Gestaltung beachtet. Die Raumgestaltung gibt den Rahmen zur Entwicklung sozialer Beziehungen.
Für uns ist es wichtig, dass die Kinder ihren Spielort und das Material frei nach ihren Interessen und Fähigkeiten wählen können. Da wir die Kinder in ihrem Selbstbildungsprozesse, Eigentätigkeit und Wahlmöglichkeiten bestmöglich unterstützen möchten, gibt es in unserem Familienzentrum klar definierte Funktionsräume.
Das Freispiel, welches wir in unserem offenen Kindergartenkonzept umsetzen, bietet den Kindern sehr gute Möglichkeiten, sich zu beteiligen. Das Spiel kann als ein Übungsplatz für Kinder verstanden werden; sie können im Freispiel Rollen ausleben, die in ihrem sonstigen Alltag nicht zu ihrem Rollenrepertoire gehören. Bei uns im Familienzentrum erhalten die Kinder die Möglichkeit, Spielmaterial, Spielorte, Spielpartner*innen und Spielinhalte selbstständig zu wählen.
Dabei nehmen wir Fachkräfte eine begleitende Rolle ein und sorgen vorab dafür, dass die einzelnen Funktionsräume vorbereitet und angeregt gestaltet sind. Außerdem sorgen wir dafür, dass den Kindern unterschiedliche Materialien zur Verfügung stehen, sodass jedes Kind sich wohlfühlen und im Spiel fallen lassen kann.
Auch ist es den jüngsten Kindern möglich sich frei in allen Bildungsbereichen und Räumlichkeiten zu bewegen und nicht nur im U2 Gruppenraum (Ankerplatz).
Um die Basis für die Umsetzung von Partizipation im U2 Bereich zu schaffen, ist uns ein geregelter Tagesablauf wichtig, der durch feste Zeiten und Rituale strukturiert ist. Die Geschehnisse des Alltags werden somit für die Kinder vorhersehbar. Außerdem vermitteln regelmäßige Handlungen und Rituale den Kindern Geborgenheit und Sicherheit.

Die offene Arbeit stellt die Kinder und deren Selbstbildungsprozesse in den Mittelpunkt und begegnet ihnen in ihrer Individualität. Entsprechend unterstützen wir das Kind individuell in seiner Entwicklung zu einer eigenständigen Persönlichkeit. Wir vertreten das Bild eines Kindes als Akteur und Selbstgestalter seiner eigenen Entwicklung. Entsprechend sehen wir Kinder als junge Menschen, die zur Selbstorganisation, Selbstständigkeit und Eigenständigkeit fähig sind. Je nach Fähigkeiten und Entwicklung der Kinder werden die Entscheidungsspielräume bewusst angepasst und erweitert – trotz dessen besteht ein konsequenter Weg der Freiheit. Diese Freiheit ermöglicht dem Kind den eigenen Interessen nachzugehen und in diesem Rahmen zu lernen, sich selbst zu organisieren und die Fähigkeit zur Eigenregulation zu entwickeln.
Des Weiteren ist das Bild vom Kind durch Gleichwertigkeit und Gleichwürdigkeit geprägt. Somit sind alle Kinder und Erwachsene gleichwertig- und würdig, indem niemand ausgegrenzt wird. Die Individualitäten und Besonderheiten werden wertschätzend akzeptiert. Trotz der Gleichheit aller wird jeder in seiner Individualität wahrgenommen und in dieser begegnet – auch in der Förderung.
Das Spiel stellt eine zentrale Ausdrucksform der Kinder dar und ermöglicht dem Kind die Aneignung seiner Welt. Entsprechend setzt sich das Kind im Spiel mit sich und seiner Umwelt auseinander. Somit lernen die Kinder durch das Spielen, indem sie Beobachten, Entdecken, Ausprobieren, Nachahmen, Erproben und Experimentieren. Spielen ist somit ein bildender Prozess, in dem Lernen von alleine und nebenbei geschieht. Dabei baut das Spiel auf dem sinnlichen, körperlichen, emotionalen, sozialen, kognitiven, ästhetischen und biografischen Erleben auf. In dem offenen Konzept hat das Freispiel einen hohen Stellenwert und nimmt einen Großteil des Kitaalltags ein. Im Freispiel kann das Kind seine Bildungsprozesse eigenständig gestalten. Dabei ist es uns wichtig, dass wir eine unterstützende Atmosphäre schaffen, in der die Kinder die Möglichkeit des "Ausprobierens" erhalten.
Das Freispiel stellt dabei eine besondere Form des kindlichen Spiels dar. Dieses Spiel zeichnet sich dabei durch Offenheit, Freiheit, Partizipation und Selbstbestimmung der Kinder aus. Entsprechend können die Kinder eigenständig über Spielpartner, Spielort, die Spielausgestaltung und -dauer entscheiden.
Im Freispiel sind die Kinder in besonderer Weise mit der Kita-Gemeinschaft und den vielfältigen Bedürfnissen konfrontiert. Aufgrund dessen ist das Kind darauf angewiesen seinen eigenen Platz in der Gemeinschaft zu finden. Dabei entwickelt das Kind Strategien, sich selbst zurückzunehmen, die Meinungen anderer zu akzeptieren und gleichzeitig den eigenen Standpunkt zu vertreten.
Das Freispiel bietet den Kindern wertvolle Lernchancen, da es den Kindern ganzheitliche Selbstbildungsprozesse und Selbsterfahrungen (sich selbst bewusst werden) ermöglichen. Nur im Freispiel können sie sich immer wieder neue kreative und unterschiedliche Herausforderungen gestalten. Entsprechend fördert dieses insbesondere die Eigenmotivation, Ausdauer und Geduld, die kreative Herangehensweise an Probleme, der Umgang mit Erfolg und Misserfolg (Frustrationstoleranz) sowie das Selbstbewusstsein des Kindes. Aufgrund der vielfältigen Freiheiten lernen die Kinder ihre Wünsche und Bedürfnisse wahrzunehmen, diese zu kommunizieren und auszudrücken sowie Ideen zu entwickeln und diese umzusetzen. Dementsprechend sollte ein Kind frei und ungezwungen spielen sowie selbständig handeln können. Schränken wir die Freiheit des Kindes ein, hemmen wir es in seiner Entwicklung.
Das Freispiel erhält bei uns altersunabhängig eine große Bedeutung. Es wird jedoch entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen unterschiedlich ausgestaltet und begleitet.
Das Engagement der pädagogischen Fachkräfte, deren Begeisterung für die pädagogische Arbeit und das gemeinsame Lernen sowie die Freude an der Arbeit mit den ihnen anvertrauten Kindern sind das Fundament der offenen Arbeit. Besonders kennzeichnet uns die Offenheit gegenüber Entwicklungswegen, Lernprozessen, Wünschen, Bedürfnissen und jeglicher Individualität aus.
Wir sehen uns als Dialogpartner, Lernbegleiter und Bildungspartner. Wir stellen einen wichtigen Bestandteil der Lernumgebung des Kindes dar.
Die Kinder in unserer Einrichtung werden als Experten ihres eigenen Lebens wahrgenommen sowie als Partner auf Augenhöhe respektiert und ernstgenommen. Dies bedeutet, dass wir allen Kindern respektvoll begegnen und ehrliches Interesse an ihren Themen zeigen. Wir unterstützen die Kinder in ihren Lernprozessen, beachtet sie und hören ihnen zu. Somit sehen wir die Kinder als Selbstakteure ihrer Entwicklung, bestärken sie und begleiten sie, ihren eigenen Weg zu bestreiten. Dabei ermutigen wir das Kind zum Lernen, Erkunden und Ausprobieren, indem wir Anregungen einbringen, Fragen stellen und Impulse setzen.
Somit nehmen die pädagogischen Fachkräfte die Rolle des Beobachtenden ein und schenken den Kindern Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Entsprechend greifen sie nichts vorweg und schränken diese auch nicht ein. In der Freispielzeit setzen die Fachkräfte Impulse, Angebote und Projekte bewusst ein, sodass das Freispiel der Kinder nicht unterbrochen wird.
